Unsere Gesellschaft zersplittert zunehmend, Kommunikation findet nur noch innerhalb geschlossener Blasen statt und der Dialog zwischen einzelnen sozialen Gruppen gestaltet sich immer schwieriger. Wir als Flüchtlingshilfe Bonn e.V. wollen mit dem UNbekannten UNbehagen einen Teil zur Lösung dieses Problems beitragen und Menschen zusammenbringen, die sich sonst nicht begegnen. Das UNbekannte UNbehagen ist ein Live-Escape Room, entwickelt in gemeinsamer Arbeit mit jungen Geflüchteten, der die Spieler*innen vor die Frage stellen soll: Wie lebe ich einen Alltag, dessen Sprache ich nicht verstehe? Wie finde ich mich in einer Kultur mit unbekannten Normen und Zeichen zurecht? Wir wollen junge Menschen ohne Fluchthintergrund für das Gefühl des Fremdseins sensibilisieren, Verständnis und Empathie wecken –  die essentiellen Bestandteile einer offenen und vielfältigen Gesellschaft.

Was ist ein Escape Room?

Live-Escape Rooms sind die reale Umsetzung eines Computerspielkonzepts: Die Spieler*innen werden in einem thematisch gestalteten Raum eingesperrt und müssen diesen durch das Lösen von Rätseln und Aufgaben innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit wieder verlassen. Spielleiter*innen verfolgen das Geschehen über Bild und Ton und greifen unterstützend ein, falls nötig. 2011 kamen Escape Rooms in Deutschland erstmals als Teil einer künstlerischen Performance zum Einsatz. Inzwischen gibt es landesweit über 300 Anbieter, die Live-Escape Rooms als Unterhaltungs- oder Teambuilding-Angebot präsentieren.

Von der Idee über die Premiere ins Land

Das Konzept des Escape Rooms wollen wir innerhalb von vier Phasen umsetzen:
I. November 2019 – März 2020: Die Gestaltung des Storyboards      
Jeder gute Escape Room braucht einen roten Faden, eine Geschichte, die die Spieler*innen führt. Gemeinsam mit jungen Geflüchteten und der Hilfe des Theaterregisseurs Jens Kerbel erstellen wir ein Storyboard für das UNbekannte UNbehagen, basierend auf den persönlichen Integrationserfahrungen der Flüchtlinge. Das Storyboard war fertig, bevor die Corona-Pandemie die Arbeit am UNbekannten UNbehagen für anderthalb Jahre auf Eis legte. Inzwischen haben wir unsere teilweise beklemmenden Erfahrungen aus der Pandemie mit einfließen lassen und der Bühnenbildner hat erste Entwürfe für das Set-Design vorgelegt.
Jens Kerbel

Jens Kerbel

II. November 2021 – Februar 2022: Entwurf & Erstellung des Set-Designs      
Ab jetzt arbeiten junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund an der Realisierung des Projekts mit. In einer Reihe von künstlerischen, handwerklichen, technischen und multimedialen Workshops gestalten die Teilnehmer*innen den Escape Room unter der Leitung des Architekten und freien Bühnenbildners Eduardo Serú. Das gesamte Set wird in der Zentrifuge Bonn errichtet. Nun ist es Zeit für die ersten Testdurchläufe mit Freiwilligen.
Eduardo Serú

Eduardo Serú

III. 19. Februar bis 13. März 2022: Spielzeit      
Im Februar 2022 ist es endlich soweit: Fremdistan öffnet seine Grenzen und lässt Flüchtlinge ins Land! Es ist jedoch nicht ganz einfach sich dort zu orientieren und seinen Weg zu finden. Nicht nur den Einheimischen bereiten die Fremden Angst, auch für die Neuankömmlinge sorgt das UNbekannte für UNbehagen Jede*r ist eingeladen, die Geschichte zu durchspielen, in welcher ganz nach Escape Room-Manier Rätsel und Aufgaben innerhalb einer vorgegebenen Zeit gelöst werden müssen. Das Projektteam aus jungen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund übernimmt jetzt die Spielleitung.
Eduardo Serú

Nationalflagge

IV. März – April 2022: Das Projekt macht Schule        

Projekt-Handbuch

Damit das UNbekannte UNbehagen möglichst viele Nachahmende findet, gestalten wir ein Handbuch samt Storyboard, Druckvorlagen und praktischen Tipps für die Umsetzung innerhalb der lokal gegeben Möglichkeiten. Im Handbuch wird neben der von uns mit Profis realisierten Variante auch eine mit weniger Aufwand verbundene Low-Budget-Variante aufgezeigt, die beispielsweise Schulen im Rahmen einer Projektwoche umsetzen können. Die einzelnen Spiele und Rätsel sind so gestaltet, dass sie in wenigen handlichen Kisten zum Verleih transportierbar oder zu versenden sind.

Das Projekt-Handbuch

Zusammen mit dem Grafikdesigner Julian Lylo haben wir ein umfangreiches Projekt-Handbuch gestaltet. Neben einer limitierten Printversion haben wir auch eine digitale Fassung des Handbuchs erstellt, welche hier als kostenloser Download verfügbar ist.

Die UN-UN-Galerie

Einen lebhaften Eindruck vom Projekt in all seinen Phasen und an den bisherigen Stationen bekommen Sie in der UN-UN-Galerie.
Es war echt cool. Ich bedanke mich bei euch das zu organisieren. Es gefällt mir sehr! M. Alyas Alimy

Kontakt

Jana Gigl: jana.gigl@fluechtlingshilfe-bonn.de oder 01522-5146943 (auch Whatsapp) Nadja Müller de Ossio: nadja.mueller@fluechtlingshilfe-bonn.de oder 0178-4387727 (auch Signal)

Das UNbekannte UNbehagen in den Medien

Nachgefragt: Wie war’s im UNbekannten UNbehagen?

In der zweiten Spielzeit des UNbekannten UNbehagen in Bonn (28.10. bis 1.12.2024) haben wir begonnen, die Spieler*innen im Anschluss des Besuches im Escape Room zu dem Erlebnis zu befragen. Diese Nachbefragung wird nach jeder weiteren Spielzeit stattfinden. Die bestehenden Ergebnisse der Umfrage sind hier zu finden.

Zusammen weiter kommen

Getreu unserem Motto haben wir uns für die Umsetzung der Projektidee starke Partner*innen, Förderer*innen und Unterstützer*innen gesucht. Die Robert Bosch Stiftung hat das UNbekannte UNbehagen in ihr Programm Werkstatt Vielfalt aufgenommen. Größter Geldgeber vor Ort ist die Stabstelle Integration der Stadt Bonn. Das Theater der Stadt Bonn unterstützte uns vor allem in künstlerischen, materiellen und logistischen Fragen. Quell mannigfaltiger Inspiration und jeder Menge Spaß war uns die Escape Rooms Bonn Fluchtgefahr. Dass es ab August 2021 weitergehen und Fremdistan seine Tore öffnen konnte, verdankten wir der Projektförderung durch den Fonds Soziokultur e.V. Um das UNbekannte UNbehagen weiterzuentwickeln, nahmen wir an der Projektentwicklung 23/24 von MITWIRKEN – dem Hertie-Förderprogramm für gelebte Demokratie teil. Seit Oktober 2023 bis Ende 2024 werden wir großzügig von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt unterstützt. Die Reise ist noch nicht zu Ende!