Sabine Kaldorf hat save me Bonn 2009 mitgegründet und ist die Geschäftsführerin unserer Initiative. Im Gespräch erzählt sie, welche Aufgaben derzeit im Fokus stehen, welche Erfolge wir haben und wo es Hürden zu nehmen gilt.

Was genau sind Deine Aufgaben als Geschäftsführerin?

Sabine Kaldorf: Das lässt sich in drei große Bereiche einteilen: Ich kümmere mich um den formalen Rahmen, damit der Laden läuft. Also im Wesentlichen um die Buchhaltung und Personalführung. Der zweite Aufgabenbereich ist das Verfassen des Newsletters und die E-Mail-Kommunikation, die rund um die Arbeit von save me notwendig ist. Der dritte Teil betrifft die Weiterentwicklung unserer Organisation, die Lobbyarbeit und das Akquirieren von Spenden. Im Schnitt kommen bei mir für diese Aufgaben zwei volle Arbeitstage pro Woche zusammen.

Du arbeitest ehrenamtlich. Woraus ziehst Du Deine Motivation?

Sabine Kaldorf: Ich sehe, dass wir bei save me Bonn alle zusammen wirklich etwas sehr Sinnvolles tun. Zum einen für die Geflüchteten, aber auch für den sozialen Frieden in Deutschland. Das treibt mich an. Dabei bekomme ich von allen sehr viel Zustimmung und Unterstützung zurück. Darüber freue ich mich sehr, auch das motiviert.

 „Der soziale Frieden in Deutschland wird maßgeblich von der erfolgreichen sozialen Integration der Geflüchteten abhängen.“

  Sabine Kaldorf (53), ist Gründungsmitglied und ehrenamtliche Geschäftsführerin von save me Bonn. Sie vertritt die Anliegen unserer Kampagne gegenüber Behörden, der Politik und bei Institutionen. Ihrem Engagement ist zu verdanken, dass sich save me Bonn als Organisation ständig weiterentwickelt und wir seit 2016 sogar eine hauptamtliche Kraft für die Betreuung des Mentorenprogramms beschäftigen können. Hauptberuflich arbeitet die Diplom Mathematikerin als selbständige IT-Beraterin und Projektleiterin für große Unternehmen.

Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Mentorenschaften. Wie ist dort Stand der Dinge?

Sabine Kaldorf: Nachdem wir mit Nadja eine hauptamtliche Kraft einstellen konnten, haben wir das Ziel erreicht, jedes Jahr etwa hundert neue Mentorenschaften zu vermitteln. Derzeit gibt es bei uns über 160 Tandems. Über drei Viertel der Mentor*innen sind nach einem Jahr noch aktiv. Das ist eine großartige Bilanz. Die Warteliste auf Seiten der Flüchtlinge ist aber hoch. Es hat sich herumgesprochen, wie hilfreich diese konkrete Unterstützung für sie ist. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir nächstes Jahr eine weitere halbe Stelle einrichten können. Damit können wir diese Arbeit weiter ausweiten, gerade im wichtigen Bereich der Arbeitsmarktintegration.

Wie finanziert Ihr das Wachstum?

Sabine Kaldorf: Die Aktion Mensch fördert die neue Stelle. Sie trägt schon den Großteil der Kosten für Nadjas Stelle. Als lokale und unabhängige Organisation haben wir leider keine Chance, Bundesmittel dafür zu bekommen. Und das Land NRW stellt zwar viel Geld für Sachmittel bereit, aber Personal darf ich damit nicht bezahlen. Ich hoffe auf die Bonner Abgeordneten, die unsere Arbeit kennen und schätzen, und auf vergleichbare Situationen in anderen Städten. Vielleicht werden wir durch deren Unterstützung irgendwann auch im Bund oder im Land gehört.

Wo hakt es momentan, was ist schwierig?

Sabine Kaldorf: Leider nimmt das Interesse der Öffentlichkeit am Thema Integrationsarbeit für Flüchtlinge stark ab. Wir bekommen derzeit nur wenige Spenden von Firmen, Privatleuten oder Organisationen. Aber wir müssen für die Stellen unseren Eigenanteil aufbringen. Selbst Kontakte zu bekommen, wo wir von unserer Arbeit erzählen und für Spenden werben können, ist schwierig. Auch bei den Ehrenamtlichen kommen deutlich weniger Anfragen von Menschen, die bei uns mitarbeiten wollen. Dieses Jahr passte es so gerade. Wenn wir nächstes Jahr mehr Mentoren vermitteln wollen, werden wir um die Ehrenamtlichen werben müssen.

Einer Deiner beruflichen Schwerpunkte ist die Organisationsentwicklung. Was ist aus deiner Perspektive eine sinnvolle Weiterentwicklung für save me Bonn?

Sabine Kaldorf: Wir müssten noch viel mehr in die Öffentlichkeit gehen. Bisher erreichen wir ja nur die Menschen, die grundsätzlich für Migration und Integration sind. Den anderen Teil Deutschlands erreichen wir nicht. Und wenn wir nur moralisch argumentieren, werden wir diese Menschen auch zukünftig nicht erreichen. Eigentlich bräuchten wir dafür noch eine weitere halbe Stelle.
Daneben liegt mir das Qualitätsmanagement am Herzen. Insbesondere frage ich danach, wie man die Wirkung unserer Arbeit messen kann. Wir fangen gerade an, zusammen mit dem Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Uni Köln Fragebögen dafür zu entwickeln.

Und was ist Stand der Dinge bei der Lobbyarbeit?

Sabine Kaldorf: Bei den Bundestagskandidaten haben wir uns mit unserem Fragebogen ins Gespräch gebracht. Und im Februar gibt einen Gesprächstermin mit dem NRW-Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, Dr. Joachim Stamp. Davon erhoffe ich mir bessere Rahmenbedingungen für unsere Arbeit.

Interview und Text: Elke Hoffmann (September 2017)