Die Flüchtlingshilfe Bonn e.V. war bei der SEEBRÜCKE-Demo in Bonn am 5. Juli 2019 dabei, mit Teilnehmern und einem Redebeitrag: Unsere Vorstandsvorsitzende Sabine Kaldorf forderte sichere Fluchtwege sowie bessere Rahmenbedingungen für die Integration und lud zu unserem Mentor*innenprogramm ein.

Der Redebeitrag von Sabine Kaldorf in voller Länge:

Was kann ich als einzelner tun gegen all das Flüchtlingselend in der Welt? –

Nichts, wenn alle so denken!

Nicht alle von uns können in der Seenotrettung aktiv werden. Aber wir alle können dazu beitragen, dass sie nicht mehr nötig ist.

Auch wir möchten nicht, dass Flüchtlinge in Booten über das Mittelmeer kommen.

Aber die Alternative heißt eben nicht „Ertrinken lassen“.

Die Alternative heißt „Sichere Fluchtwege!“

Ein sicherer Fluchtweg ist Resettlement, die Aufnahme direkt aus dem Land, in das die Menschen zuerst geflüchtet sind. Dieses Programm muss ausgebaut werden.

Noch dringender ist der Familiennachzug für diejenigen, die schon hier sind. Auch wo die Flüchtlinge einen Anspruch darauf haben, wird er unerträglich verschleppt. Das behindert nicht nur die Integration derer, die hier sind. Es bedeutet anhaltende Gefahr für die Frauen und Kinder.

Denken wir auch einmal mittelfristig und strategisch:
Auf die Dauer hängt die Aufnahmebereitschaft von der Integrationsfähigkeit ab.

Deshalb verbinden wir unsere politischen Forderungen mit praktischem Einsatz.
Über 400 save me – Mentorinnen und Mentoren haben seit 2015 einzelne Flüchtlinge oder Familien begleitet. Oft waren sie die ersten Deutschen, die diese Flüchtlinge privat kennengelernt haben – obwohl sie schon mehrere Jahre hier wohnten.

Wem sage ich das? – Viele unter Euch sind bei uns oder in ähnlichen Initiativen aktiv.
Die anderen lade ich ein: Wir suchen immer noch Ehrenamtliche, die 2 Stunden pro Woche als Mentor*innen tätig werden möchten.

Leider macht uns Berlin die Arbeit schwer:

  • Wer möchte, dass die Menschen sich integrieren, darf sie nicht in Lager sperren.
  • Wer möchte, dass sie ohne Sozialhilfe auskommen,
    muss gleich nach der Ankunft mit guten Sprachkursen anfangen
    und allen Kindern den Schulbesuch ermöglichen – auch denen in Muffendorf!
    Dort leben Kinder, die nicht in die Schule dürfen, weil das Land NRW sie für nicht schulpflichtig erklärt und die Stadt Bonn nicht freiwillig eingreift.

Ja, unsere Werte sind gefährdet, aber nicht durch die Flüchtlinge,
sondern durch diejenigen, die sie als Menschen zweiter Klasse definieren.

Wir bleiben dabei: Willkommen!