Seit einem Jahr vermittelt und betreut Nadja Müller de Ossio als hauptamtliche Koordinatorin die Mentorenschaften zwischen Ehrenamtlichen aus der Region und Flüchtlingen. Eine zweite Koordinatorin wäre nötig, denn die Nachfrage nach Unterstützung steigt laufend.

167 Mentorinnen und Mentoren begleiten rund 320 Flüchtlinge

„Geflüchtete wünschen sich Kontakt zu den Menschen in Deutschland, um sich hier bei uns zurechtzufinden“ sagt Sabine Kaldorf, Sprecherin der Bonner  save me – Kampagne. Rund 230 Mentorinnen und Mentoren brachte die Organisation seit Anfang 2015 in Bonn und Umgebung mit Geflüchteten zusammen. Manchmal sind es Einzelpersonen, oft werden Familien betreut. Aktuell begleiten gut 160 Mentorinnen und Mentoren etwa 320 Flüchtlinge intensiv und individuell bei den Schritten in unsere Gesellschaft. Zum Vergleich: Ende 2015 waren es 70 Mentorenschaften, die save me Bonn vermittelt hatte.

Große Nachfrage nach Unterstützung

Sprecherin Sabine Kaldorf (links) und Koordinatorin Nadja Müller de Ossio (rechts)

Der starke Ausbau des Mentorenprogramms ist neben dem großen ehrenamtlichen Engagement auch Nadja Müller de Ossio zu verdanken. „Ohne unsere hauptamtliche Koordinatorin wäre das Programm in dieser Größe nicht möglich. Aber die Nachfrage der Geflüchteten ist groß und wir wollen unsere Qualitätsstandards nicht aufgeben. Daher brauchen wir dringend eine weitere Koordinatorin“, sagt Kaldorf.

Über den Schreibtisch von Müller de Ossio laufen seit Januar 2016 die Anfragen der Geflüchteten und der Ehrenamtlerinnen wie Ehrenamtler. „Zunächst gibt es Vorgespräche mit allen Beteiligten“, sagt die Koordinatorin. Dabei klärt sie mit den Parteien die Fragen und Wünsche. „Ich achte darauf, Menschen zusammen­zubringen, bei denen die Vorstellungen  zusammenpassen und gegenseitige Sympathie da ist.“

Auch das erste Kennenlernen wird von Müller de Ossio koordiniert und begleitet. Danach ist sie als Ansprechpartnerin bei Fragen und Problemen wichtig. Einmal im Monat organisiert und leitet Müller de Ossio zudem  Mentorenstammtische. Dort werden Erfahrungen ausgetauscht, man gibt sich gegenseitig Tipps.

Gesucht: Spenden für eine weitere Koordinatorin

„Wir arbeiten nachhaltig“, sagt Kaldorf. „Darum geben wir uns viel Mühe im Vermittlungsprozess und der anschließenden Betreuung.“ Seit 2009 ist das Mentorenprogramm eines der Markenzeichen des save me Bonn – Engagements für Integration von Menschen, die wegen den unterschiedlichsten Fluchtgründen bei uns Zuflucht suchen. Neben deutscher Sprachpraxis gibt es konkrete Hilfe bei Behördengängen, Wohnungs-, Praktikums- oder Jobsuche. Viele Flüchtlinge, die sich an uns wenden, sind hochmotiviert, wollen sich möglichst schnell integrieren.

Jetzt arbeitet Kaldorf an der Finanzierung einer zweiten Stelle. „Für unsere erste bisher einzige hauptamtliche Mitarbeiterin gibt es die Förderung durch die Aktion Mensch. Sie finanziert 70 Prozent der gesamten Kosten und das für einen Zeitraum von drei Jahren. Der Rest wurde aus Spenden aufgebracht.“ Auch für die gewünschte zweite Koordinatorin wird eine Förderung gesucht. Save me Bonn bittet für den Eigenanteil um Spenden von Unternehmen und aus der Bevölkerung, um ihre Arbeit als Brückenbauer ausbauen und fortführen zu können.

„Wer fremd ist und sich trotzdem hier angenommen fühlt, geht den Weg in unsere Gesellschaft schneller, radikalisiert sich nicht“, sagt Kaldorf. „Begegnung baut Vorurteile und diffuse Ängste ab und macht dadurch immun gegen Hetze von rechts. In meinen Augen ist das, was wir gemeinsam leisten, eine sehr konkrete und wichtige Friedensarbeit für unsere Gesellschaft.“

(Januar 2017)