… wie die Erfahrung von Lisa zeigt. Gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Emmi ist sie seit einem dreiviertel Jahr Mentorin für einen jungen kurdischen Syrer. Sie wollte ihre Elternzeit nutzen, um einen Flüchtling zu unterstützen und schrieb uns folgende Nachricht, in der sie ihre Mentorenschaft reflektiert und feststellt, dass diese, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft, doch für alle eine Bereicherung darstellt:

[…]

Wir treffen uns noch, ein Mal die Woche, es ist aber seit ca einem Monat sehr viel schwerer geworden Termine zu finden. Ich arbeite wieder (war vorher in Elternzeit) und Sarouat macht ENDLICH wieder einen Deutschkurs, das war ein ewiges formelles Hick Hack bis er endlich weiter machen durfte. Sarouat ist großartig, super organisiert und informiert, zuverlässig und total lieb zu Emmi (meiner Tochter), macht jetzt sogar einen Führerschein und arbeitet parallel zum Kurs auch weiterhin mehrmals die Woche in Köln. Mir tut es oft fast ein bisschen leid, dass er an mich geraten ist, weil ich manchmal das Gefühl habe, dass ich meine Mentorenrolle nicht sonderlich gut ausfülle – meine Vorstellung war, dass ich in ganz oft treffe, viel mit ihm unternehme, ihm locker flockig mit den Formalitäten helfe und eine Wohnung finde, ihn meinen Freunden vorstelle usw – ich habe das alles aber unterschätzt, mich selbst überschätzt, gemerkt wie wenig ich über mein eigenes Land weiß und dazu noch zum „falschen“ Zeitpunkt angefangen, weil sich mein Leben durch Emmis Geburt letztes Jahr schon so grundlegend verändert hat, dass ich eher selbst einen Mentor gebraucht hätte :-). Ich denke aber, dass er mit mir doch zumindest besser dran ist als mit keinem Mentor und habe in den letzten Monaten auch gelernt, dass viele Dinge auch einfach sehr viel mehr Zeit brauchen als ich mir das manchmal vorstelle. Kurzum: Ich weiß nicht so recht wie „zufrieden“ er mit mir als Mentor ist, für mich selbst ist er aber eine große Bereicherung und ich bin froh, zumindest zu versuchen ein klitzekleines bisschen was dazu beizutragen, diesem ganzen Irrsinn von Unmenschlichkeit etwas entgegen zu setzen.

Und bin weiterhin begeistert davon, wie simpel eure Idee ist und wie toll sie mit all den Veranstaltungen und eurer Betreuung umgesetzt wird!

Liebe Grüße, Lisa

Sarouat und Lisas Tochter Emmi

(April 2018)