Ob der Spieleabend beim monatlichen Freizeit-Café, Museumsbesuche oder Ausflüge: Bei unserem Freizeitprogramm macht Multikulti Spaß.

Begegnung ist das Wichtigste

„Die Zuordnung Einheimischer oder Flüchtling spielt bei unseren Aktivitäten wirklich keine Rolle mehr“, stellt Jürgen Kolb gleich zu Beginn des Gesprächs klar. „Die Begegnung ist für uns alle das Wichtigste“, sagt er und erntet damit zustimmendes Nicken von Alaa Alhlwany. Die beiden sind als Vertreter der Freizeitgruppe von der Flüchtlingshilfe Bonn e.V. / save me Bonn gekommen, um mehr über die Idee dahinter und deren Umsetzung zu erzählen.

Kennenlernen und Spaß haben

Der Start des Angebots fällt nicht zufällig auf 2015, also das Jahr, als besonders viele Flüchtlinge nach Bonn kamen. Jürgen und Alaa waren übrigens ziemlich bald danach mit dabei. „Die Ursprungsidee war ein Programm in den Ferienzeiten der Sprachschulen anzubieten. So haben wir Kontakte, Abwechslung und Aktivitäten ermöglicht“, erzählt Jürgen. Man besuchte interessante Bonner Orte und Veranstaltungen und wollte den Flüchtlingen so erste Eindrücke von Bonn und den Menschen hier vermitteln. Es gab Stadtführungen und Museumsbesuche, Familienfeste und Programme für Kinder. Das Bonner Beethovenorchester lud zu Konzertproben und die hiesigen Museen boten kostenlose Führungen durch deren Ausstelllungen. Alles organisiert, bekannt gemacht und begleitet von unserem Freizeitteam.

„Das Highlight an den Freizeittreffs sind für mich die Menschen. Jene, die mitorganisieren, und jene, die zu unseren Angeboten kommen.“ Jürgen, Mitglied des Organisationsteams der Freizeitangebote.

Damals wie heute gibt es Informationen zu den Terminen auf unserer Internet– und Facebookseite. Über das Internet ist Alaa, der aus Homs in Syrien stammt, auf die Freizeitangebote aufmerksam geworden. „Zuerst bin ich nur als Teilnehmer hingegangen, aber schnell wurde ich Teil des Organisationsteams. Ich wollte etwas von der erhaltenen Unterstützung zurückgeben.“

„Ich bin gesellig, bin gerne mit anderen Menschen zusammen. Und weil save me Bonn mir am Anfang geholfen hat, will ich mit meinem Beitrag auch helfen, wenn ich kann.“ Alaa hat sich bereits in Syrien sozial engagiert und bringt sich aktiv bei der Organisation mit ein.

Die Angebote haben sich gegenüber den Anfangszeiten weiterentwickelt. Denn die neu Zugewanderten haben sich mit unserer Stadt längst bekannt gemacht. Jetzt geht es mehr um gemeinsame Unternehmungen. Und darum, sich bei den Aktivitäten und gemeinsamen Gesprächen besser kennen zu lernen. Als neues Angebot ist vor allem das monatliche save me-Café entstanden. Es ist eine entspannte Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, zu intensivieren oder auch mal Probleme zu besprechen.

„Die Treffen machen viel Spaß. Auch weil man immer wieder neue Menschen kennen lernt. Die Mauern des sich fremd Fühlens sind meist schnell abgebaut.“  Gemeinsame Freizeitangebote sind das Thema unserer Freizeit-Gruppe. Ein ehrenamtliches Team von 15 bis 20 Leuten entwickelt dafür bei der Flüchtlingshilfe Bonn e.V. / save me Bonn Ideen und Angebote.

save me-Café und mehr

Das Café findet immer am zweiten Mittwoch eines Monats statt und startet um 19:00 Uhr. Der Treffpunkt ist das Gemeindezentrum von St. Marien. Das liegt in der Altstadt und wird von der dortigen Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt. Jeder Mittwoch steht unter einem Motto: Mal wird der Filmprojektor angeworfen, an anderen Abenden gibt es beispielsweise Quiz- oder Spieleangebote.

„Ich mache mir viele Gedanken, wie man die Menschen motiviert herauszugehen und zum Beispiel unsere Treffen zu besuchen. Sich zu sehr in den alten Erinnerungen einzuschließen, macht das Ankommen schwerer.“, sagt Alaa.

Der Teilnehmerkreis ist bunt gemischt. Meist sind es Deutsche, Syrer, Iraker, Iraner oder Afghanen, die sich hier treffen. Viele kommen regelmäßig und schon lange. Man freut sich jedes Mal auch über neue Köpfe, die zum ersten Mal vorbeischauen. Zusätzlich zum regelmäßigen Termin, plant das Team Ausflüge wie Wanderungen, gemeinsames Grillen oder Besuche von Veranstaltungen.

„Die Bundeskunsthalle oder das Haus der Geschichte bieten uns immer wieder Führungen an. Es gibt Konzert- und Theaterbesuche. Eine Zeitlang haben uns die Telekom-Baskets regelmäßig zu ihren Spielen eingeladen. Im Winter stand Schlittschuhlaufen auf der Bonner Weihnachtseisbahn auf dem Programm. Das Organisationsteam fragt dafür aktiv bei Veranstaltern an. Besonders schön ist es, wenn von Unternehmen und Institutionen Angebote zu Kulturveranstaltungen, Ausflügen oder Besichtigungen kommen.“

„Ich habe eine Vorstellung, wie man mit den Menschen, die zu uns kommen, gut umgeht. Da will ich meinen Beitrag leisten.“, beschreibt Jürgen seine Motivation sich bei save me Bonn zu engagieren.

Ermöglicht werden die Freizeitaktivitäten durch das ehrenamtliche Engagement der Freizeitprogramm-Teammitglieder. Durch die finanzielle Unterstützung des Bonner Spendenparlaments können etliche Angebote umgesetzt werden. Bisher gab es erfreulich viele Kooperationspartner, die Führungen, Veranstaltungsbesuche und Ausflüge möglich gemacht haben. Ideen dazu sind aber weiterhin herzlich willkommen! Wer also Integration über diese Möglichkeit unterstützen will, wendet sich zur Kontaktaufnahme bitte an Freizeitprogramm@fluechtlingshilfe-bonn.de.

Alle anderen – Einheimische und Zugereiste – die unsere Veranstaltungen besuchen wollen, finden aktuelle Termine in unserem Terminkalender. Sie werden außerdem im Mentoren*innen-Newsletter veröffentlich und auf der Facebook-Seite gepostet. Zusätzlich gibt es einen eigenen Freizeitprogramm-Mailverteiler und eine WhatsApp-Gruppe, über die man von den Terminen erfährt. Und für alle, die noch nicht dabei waren, gilt die herzliche Einladung: Mitmachen! Spaß und nette Gespräche sind garantiert!

Text: Elke Hoffmann. Sie führte das Gespräch mit Jürgen Kolb und Alaa Alhlwany, stellvertretend für das gesamte Organisationsteam der save me Bonn Freizeitgruppe.  (April 2018)